Ungefährdeter Sieg
Darscheid. Dass die zweite Mannschaft in dieser Saison unter ihren Möglichkeiten bleibt, wurde schon oft genug geschrieben. Verletzungsbedingte Ausfälle und personeller Aderlass hoch zur Ersten sind sicherlich zwei der Gründe dafür. Doch stand man sich oft genug selbst im Weg. Umso mehr erstaunt es, dass man in Richtung Saisonende plötzlich verloren geglaubtes Potenzial wiederentdeckt hat. Im April konnte man bisher 7 von 12 möglichen Punkten einsacken und mit ein wenig mehr Geschick hätten auch drei Siege dabei rausspringen können. Im Nachholspiel gegen Nohn II, die in der vergangenen Woche die gemeinsam getragene rote Laterne an Daun abgaben, ging man als Favorit ins Spiel. Doch im Hinterkopf dürfte noch der bittere Punktverlust aus dem Hinspiel gewesen sein, nachdem man trotz Zwei-Tore-Führung nur einen Zähler mit nach Hause nehmen konnte.
Entsprechend unkonzentriert und hektisch begann das Spiel und so spielten die Gäste auf Augenhöhe mit. Beide Teams versuchten den freien Mann zu finden, spielten aber zu oft überhastete Pässe, statt den Ball laufen zu lassen und so Ruhe hineinzubringen. Doch kam unsere Elf mit der Zeit besser ins Spiel und nahm nach rund einer Viertelstunde das Heft in die Hand.
Der in der ersten Halbzeit immer agile Kevin Thönnes war es, der sich ein Herz fasste, halblinks drei Mann vernaschte, dank seiner Schnelligkeit mutterseelenallein in die Mitte zog und im Strafraum stehend die Führung besorgte (18.). Nohn hatte noch keine Zeit durchzuatmen, als man nach dem Anstoß schon wieder den Ball verlor, Dennis Kawik über rechts den Ball aufnahm und das Netz schon wieder zappeln ließ (20.).
In der Folge zeigte sich ein Problem, das die Mannschaft schon die ganze Saison begleitet – die kollektive Tiefschlafphase. Statt das Heft in der Hand zu behalten, schaltete man einen Gang zurück und überließ den Gästen das Spiel. Doch ist man in dieser Spielzeit einfach nicht in der Lage, es auch mal ruhiger angehen lassen zu können. So hätten die Gäste in der 24. Minute den Anschlusstreffer markieren können, doch der Schuss aus fünf Metern ging weit über das Tor. Fünf Minuten später die nächste Unachtsamkeit nach einem Stellungsfehler in der Abwehr, so dass der Angreifer den Pass lässig annehmen konnte, mit Tempo aufs Tor zulief, doch an Elias Engels im Kasten scheiterte.
Gefahr aufs Tor der Gäste strahlte bis zur Halbzeit nur Thönnes aus, der immer wieder Tempo aufnahm. Doch sprang hierbei nur eine vielversprechende Chance heraus, die der Gästekeeper entschärfen konnte. Auf der Gegenseite markierte Peter Schröder den Anschluss für Nohn, durch ein in dieser Saison typisches Gegentor. Eine stramme, halbhohe Ecke flog durch den Fünfer, die Zuordnung stimmte nicht, Schröder rauschte heran und das Leder zappelte im Netz (43.).
Umso erfreulicher, dass man die Worte des Trainers direkt mit in die zweite Hälfte nahm. Eine Flanke von Kawik erreichte Timon Görzen, der aus stark abseitsverdächtiger Position den Fuß reinhielt, die Latte traf und das Spielgerät ins Tor hüpfen sah (46.). Das Tor gab Fandels Mannen Auftrieb und man machte Druck. Nohn hatte seine liebe Mühe nun dagegenzuhalten, doch wünscht man sich des Öfteren etwas mehr Genauigkeit und weniger Hektik in den Offensivaktionen. So könnte die Mannschaft weitaus mehr Torgefahr ausstrahlen und aus zwanzig Minuten klarer Überlegenheit auch Kapital schlagen. Wirklich gefährlich wurde es nur einmal, als Gabriel Michels den Ball im Strafraum aufnahm, sich drehte, alle Zeit der Welt hatte sich die Ecke auszusuchen, doch den Ball über das Tor schoss (58.).
Von da an ging nicht mehr viel bei unserer Truppe und der Offensivdrang war passé. Doch wusste Nohn nicht viel entgegenzusetzen, da auch diesen die Luft ausging. Spannend hätte es noch einmal werden könnten, hätte der Schiedsrichter den Gästen nicht den Anschlusstreffer aufgrund einer Abseitsposition abgepfiffen, auch wenn die Entscheidung wohl die richtige war. Hier zeigte sich leider wieder, dass man immer für ein Gegentor gut ist und so schon einige Punkte diese Saison verschenkt hat. Fast ereignislos plätscherte das Spiel bis zum Ende vor sich hin, wäre da nicht die Aktion von Spielertrainer Markus Fandel gewesen, der frisch eingewechselt einen Pass des Gegners aufnahm, auf der Außenbahn stehend auf Kawik ablegte und dieser es sich nicht nehmen ließ seinen zweiten Treffer zu erzielen (85.).
Fazit: Ein verdienter und nie gefährdeter Sieg, der jedoch fast härter hätte erkämpft werden müssen, als letztlich geschehen. An diesem Tag lag die Gunst des Schiedsrichters auf unserer Seite, auch wenn dieser bis auf das vermeintliche Abseitstor unsererseits wohl die richtigen Entscheidungen traf. Doch hatte man auch schon Tage, an denen diese Situationen genau andersrum entschieden wurden und man schaute dumm aus der Wäsche. Zum Saisonende hin scheint die Mannschaft sich wohl wieder gefunden zu haben, hat aber noch vier schwere Spiele vor der Brust. So bleibt zu hoffen, dass man sich selbst belohnt, am Ball bleibt und bei den in dieser Saison ungleichen Duellen gegen Kelberg und Wiesbaum noch Überraschungspunkte ergattern kann. Wenn man im Rahmen der Möglichkeiten alles abruft, ist auch hier etwas drin. (Daniel Schmidt)
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