von Hubert Eiden
Unsere SG blickt auf eine tolle Saison zurück. Mal ehrlich, Fabian, hättest du das an Weihnachten noch für möglich gehalten?
Zum Jahresende war uns allen im Team klar, dass wir punktemäßig eine noch deutlich bessere Halbserie spielen können, als wir es in der Hinrunde mit unseren bis dahin 20 Zählern und Platz 7 taten. Wir steckten uns daher ambitionierte Ziele für die Rückrunde, gemessen an Punkten, Toren und Gegentoren, die wir allesamt übertrafen. Als die Konkurrenz im Laufe der Rückrunde zunehmend schwächelte, bekamen wir im Trainerteam und auch die Führungsspieler die Fantasie, dass es zur Vizemeisterschaft reichen könnte. Erst am vorletzten Spieltag riefen wir dieses Ziel dann offiziell mannschaftsintern aus, da wir bis dahin sehr gut mit dem alten Credo „von Spiel zu Spiel schauen“ gefahren sind. Dass es am Ende 52 Punkte wurden und mit der Vizemeisterschaft tatsächlich geklappt hat, hat uns alle riesig gefreut.
Was ist das Geheimnis hinter diesem Erfolg? Welche Rolle spielen insbesondere Maßnahmen zum sogenannten „Team-Building“, wie man das Neudeutsch nennt?
Der größte Faktor war sicherlich unser Defensivblock, der im Laufe der Rückrunde immer gefestigter daherkam, gepaart mit unserer Torgefahr. Zudem entwickelten wir eine unheimliche Comeback-Qualität, da wir uns immer wieder Rückständen gegenüber sahen, die wir oftmals zu unseren Gunsten drehen konnten. Auswärts bei Weiler-Gevenich und Ahrtal-Hönningen lagen wir jeweils 0:2 zurück und spielten noch 3:2 und 2:2, später drehten wir die Rückstände in Daun und zu Hause gegen Waldkönigen. Beim letzten Saisonspiel gegen die SG Boos wussten wir in der Halbzeit trotz eines Spielstandes von 0:2 und eines Platzverweises auf unserer Seite, dass wir auch trotz dieser Umstände noch nicht geschlagen sind. Die spektakuläre zweite Halbzeit mit dem 3:3 als Resultat war sicherlich die Krönung unserer Aufholjagden.
Natürlich spielt auch das Teambuilding eine gewisse Rolle, hier versuchten wir in der Winterpause mit Aktionen wie einer Fahrt in die Soccerhalle Urmitz mit anschließendem Mannschaftsabend in Koblenz, etwas enger zusammen zu rücken. Ohne den nötigen Ehrgeiz und die Einstellung zum Hobby helfen die besten Teambuildingmaßnahmen jedoch nichts.
Wie war die Rollenteilung mit deinem Co, Daniel Weber? Und wie gestaltete sich das Verhältnis zu den Sportfreunden und Trainer der 2. Mannschaft?
Bzgl. der Startaufstellungen haben Daniel und ich die Entscheidungen in aller Regel gemeinsam getroffen. Auch in die Trainingsgestaltung war Daniel in großem Maße eingebunden und hat hier viele Teile übernommen. Er war kein klassischer Co, ich würde unsere Absprachen nahezu auf Augenhöhe bezeichnen.
Zu unserer zweiten Mannschaft hatten wir vom ersten Tag an eine sehr enge und gute Verbindung. Lupi kenne ich schon lange, das hat sofort gepasst. Wir haben uns vorgenommen, uns gegenseitig jederzeit bestmöglich personell zu unterstützen und ich würde behaupten, dass uns das in beide Richtungen bisher gut gelungen ist. Auch versuchten wir, Mannschaftsabende und ähnliches ganz oft gemeinsam mit beiden Teams zu planen und durchzuführen.
Wie fällt dein Urteil aus, wenn du die Umfeld-Bedingungen, also Trainingsplätze, materielle Ausstattung, in den Blick nimmst.
In den Sommermonaten sind die Trainingsbedingungen top, auch die materielle Ausstattung passt absolut. Im Winter müssen wir ein bisschen jonglieren und gelegentlich zu späten Uhrzeiten nach Gillenfeld zum Training fahren, das wird von der Mannschaft jedoch absolut mitgetragen.
Kommen wir zur neuen Saison: Zunächst, welche Veränderungen gibt es personell (Abgänge, Neuverpflichtungen).
Bekanntlich haben sich André Schneider, Rolf Stolz und Daniel Weber in den Fußballruhestand begeben. Hier kann man ruhig dazu sagen, dass sie signalisiert haben, im Notfall nochmal auszuhelfen, wenn es zeitlich passt. Kevin Thönnes wurde zwar ebenso zum Saisonabschluss verabschiedet, steht uns nun aber regelmäßig wieder im Training zur Verfügung und hat auch zwei Testspiele bestritten. Leider muss er zunächst einmal eine sehr harte Sperre von sechs Pflichtspielen aufgrund seines Platzverweises im letzten Saisonspiel absitzen.
Mit Yannick Esser und Maurice Billaudelle sind zwei Altbekannte in unseren Kader zurückgekehrt, die unser Niveau heben. Auch unsere Neuzugänge Louis Schmitz (FC Demerath), André Schäfer (SV Brockscheid) und Lukas Weber, der aus unserer zweiten Mannschaft hochrückte, machen bisher einen sehr guten Eindruck.
Julian Stolz, der vor zwei Jahren quasi der erste Neuzugang unserer Trainiertätigkeit war und sich kurz nach seinem Wechsel einen Kreuzbandriss zuzog, ist nun auch wieder soweit, alle Teile des Trainings mitmachen zu können. Beim Pokalspiel gegen die SG Neunkirchen / Wallenborn konnte er erste Einsatzminuten sammeln. Bei ihm werden wir weiter behutsam das Pensum steigern.
Zu nennen ist auch Philipp Gundert, der als Rückkehrer zur Sommervorbereitung einstieg, jedoch zunächst einmal nur trainieren möchte und daher für die Spiele eher als Backup anzusehen ist.
Mit René Mindermann hast du einen neuen Mitstreiter als Co-Trainer an deiner Seite. Kannst du mit ein paar Worten skizzieren, wie du dir die Zusammenarbeit mit ihm vorstellst und welche Eigenschaft du an ihm am meisten schätzt?
René hat eine große fußballerische Erfahrung aufzuweisen und bringt eine unheimlich gute Stimmung in die Truppe. Er will seine ersten Schritte als Trainer gehen und zeigt sich bislang als enorme Unterstützung für mich, der in der Lage ist, Trainings auch alleine zu gestalten, wenn bei mir beruflich oder familiär mal etwas dazwischen kommt. Er sprüht vor Tatendrang und wird mehr und mehr in die Trainingsplanung und -durchführung eingebunden. Zudem steht er uns auch weiterhin als Spieler zur Verfügung.
Der Überflieger der letzten Saison, Fortuna Ulmen, ist ja wie eine Rakete durchgestartet und hinterlässt euch ein neues Betätigungsfeld. Wie könnten sich die Mannschaften sortieren? Wer ist für dich Titelfavorit, und wo siehst du dein Team am Ende der neuen Saison?
Titelfavorit wird die SG Vulkaneifel-Deudesfeld sein, was man alleine schon an ihren unheimlich starken Testspielergebnissen festmachen kann. Dahinter sind einige Mannschaften zu nennen, zu denen wir möglicherweise auch zählen. Hier ist zunächst einmal abzuwarten, wie gut wir unsere Abgänge auffangen können und wie uns der Saisonstart gelingt. Insgesamt halte ich die Liga in dieser Saison für nochmal deutlich ausgeglichener, als in der vergangenen Spielzeit.
Welches Verständnis hast du vom modernen Fußballspiel im Amateurbereich, und kannst du deine Vorstellung vom Fußballspiel bzw. grob dein taktisches Konzept umreißen?
Seit Beginn unserer Trainertätigkeit bei der SG war unsere Prämisse, unsere Gegner in einem sehr hohen Angriffspressing frühzeitig zu stressen und zu möglichst hohen Ballgewinnen in des Gegners Hälfte zu kommen. Mich hat gefreut, dass die Mannschaft für dieses laufaufwendige Konzept zu begeistern und zudem bereit war, die konditionellen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Mit Ball wollen wir facettenreich agieren, konkret mittels schwer auszurechnendem Spielaufbau mit asymmetrischem Positionsspiel, aber auch gespickt mit hohen Diagonalbällen. So wollen wir den Abwehrreihen der Gegner stets das Gefühl geben, dass sie zu keinem Zeitpunkt wissen, auf welche Weise wir unseren nächsten Angriff fahren.
Zur Person: Fabian Emmerichs, 34 Jahre, verheiratet, Hobbys: Fußball, Fahrrad, Musik
Stationen als aktiver Spieler: SV Neunkirchen-Steinborn, Positionen: Sechser, Innenverteidiger
Trainerlizenz: UEFA B-Lizenz, vorige Stationen: 5 Jahre Jugendtrainer JSG Dauner Land, verschiedene Jahrgänge in A-/B- und C-Jugend
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