Aus dem Winterschlaf erwacht
Darscheid. Neues Jahr, neues Glück. Nachdem die heimische SG das Jahr 2015 mit der besten Defensive, einer verheißungsvollen Offensive und einem vernünftigen 4. Platz abgeschlossen hatte, gab die Sommerpause des kleinen Mannes Zeit für Regeneration, zum Heilfasten und Raum für individuelle Trainingspläne. Überschattet von dem traditionellen Fest des Karnevals und der ausgiebigen Ehrung des Prinzen zu Stubbi war die Vorbereitung, wie so oft, eher holprig, bedingt durch das Wetter und der ein oder anderen Verletzung. Nach zwei knappen Niederlagen bei einem Kurzturnier und einer vernünftigen Vorstellung gegen Wallenborn, setzte es zum Abschluss in Niederöfflingen eine kräftige Packung!
Nach dem Jahr in Mehren stehen nun wieder die Heimspiele in Darscheid auf dem Programm. Gegner diesmal: die DJK Kelberg II. Nach einer recht unglücklichen Niederlage im Hinspiel, waren wir der Tabelle nach eigentlich Favorit. Kelberg hatte jedoch im März bereits zwei Pflichtspiele auf dem Buckel und dabei nur knapp gegen Kirchweiler verloren, sowie acht Tore in Hillesheim erzielt. Somit war am Ostersamstag bei bestem, kühlem Eifelfrühlingswetter Matchtime. Übungsleiter Fandel, geschwächt durch eine Grippe, war an diesem Tag zum Zusehen verdammt, hatte aber gerüchteweise morgens noch taktisch eine Ü60+ Nordic-Walking-Gruppe im Dauner Kurpark betreut.
Defensiv schien Fandel auch gefordert, denn das vereinseigene Talent Rene Schneider, der in der Hinrunde noch über links an den jungen Yves Eigenrauch erinnerte, wie er zu besten Schalker Zeiten nicht nur laufen konnte, sondern auch defensiv Ball und Gegner so souverän weg prengelte, dass man doch an das Gute in Bambi glaubte, fehlte ebenfalls. Weiterhin fehlte beruflich und körperlich noch Sven „Comeback“ Bretz. Dieser soll aber vor dem Spiel beim „5 gegen 2“ in einem Darscheider Vorgarten gesehen worden sein.
So vertraute Fandel vorab auf ein 4-3-3, was taktisch offensiv noch recht ungewohnt war. Jedoch konnte der Coach wieder auf seine gewohnte Innenverteidigung setzen, inklusive dem laufstarken Abwehrbullen Achim mit seinem kongenialen, zierlichen Kontrahenten Yannick. Vorne bereicherte das Team ein gewisser Michael Lubczynski, die Verstärkung aus dem A-Team, aber von seinen Mitspielern nur liebevoll-heroisch Slavomir genannt, der jedoch für die Offensive eine technische Qualität der exklusiven Sorte mitbringen sollte.
Das Spiel begann, wie es die Winterpause vermuten ließ! Ein Offensivfeuerwerk war nach der langen Pause noch nicht zu erwarten, jedoch konnten wir unser variables Spiel mit viel Ballbesitz und Kurzpässen nicht so recht durchsetzen. Oft waren es lange Bälle, die nur bedingt verwertet werden konnten, da oft noch die falschen Räume gesucht wurden oder der letzte Biss in allen Mannschaftsteilen fehlte. So gelang es nur einige Nadelstiche zu setzen. Aber auch Kelberg schaffte es nicht ein leckeres Ausrufezeichen zu setzen. Zwar konnte unser Mittelfeld durch ein vernünftiges Passspiel gerade zu Beginn immer wieder überbrückt werden, doch meist war an unserem eigenen 16er Schluss. Alles in allem jedoch dadurch bedingt, dass wir noch nicht ganz auf der Höhe waren.
Die SG aus Mehren war es jedoch, die letztlich für das Highlight der ersten Hälfte sorgte. Nach einer sauberen Kombination auf dem saftigen Grün, steckte Slavomir durch auf Justin Kessler. Jener Zauberfuß, der bei einem Testspiel noch als „Kreisliga-Ronaldo“ verspottet wurde, zeigte es seinen Kritikern. Frei im Strafraum angespielt, bot sich ihm bereits die Chance zum Torschuss, analysierte kurz seine Fähigkeiten und vernaschte einen anwesenden Gegenspieler noch wie eine Tüte Haribo an der Tankstelle. Im Angebot. Enttäuscht, aufgrund seiner Meinungsänderung, wurde unser Offensivtalent jedoch auf den Rasen geschickt. Elfmeter! Nach einem kurzen Austausch unter Freunden trat Yannick an! Bei dem Versuch den Torwart zu verladen, entschied sich sein Fuß für die falsche Ecke und der Torwart entschärfte seinen Schuss souverän.
So ging es mit einem 0.0 in die Pause. Fandel sah sich gezwungen sein taktisches Konzept zu überdenken, da Peter Franzen angeschlagen das Vereinsheim betrat, aber noch durchhielt. Die Mannschaft wusste was zu tun war. Es war das erwartet schwere Spiel, gegen teils lauffreudige Gegner.
Zu Beginn der 2. Hälfte versuchten wir den Druck zu erhöhen und auch Kelberg hatte personell tauschen müssen. Wir standen nun höher, Kelberg versuchte immer wieder Konter zu setzen und verlegte sich auch mehr und mehr auf lange Bälle. Aber auch hier war, wie so oft, am 16er Schluss.
Immer wieder wurde von uns nun der Weg über die Außenbahn gesucht. Insbesondere Achim benutzte die Rasenfläche relativ oft. Kelberg selbst gab uns nun mehr Räume und die Anzahl der Abschlüsse erhöhte sich. Nach einem Ballgewinn in Höhe der Mittellinie sollte das folgen, was der Sportjournalist als ein 1:0 bezeichnen würde.
Mit der Entschlossenheit eines aufmüpfigen Bengels, der sich vor der Fahrt zu dem sonntäglichen Zoobesuch mit der Familie weigert noch auf die Toilette zu gehen, setzte sich Achim gegen einen Gegenspieler durch und raunte eine Flanke aus dem Halbfeld in den Rücken der gegnerischen Abwehr. Mike Winand ignorierte die auferlegten, taktischen Zwänge, suchte den freien Raum und nahm sich dem anfliegenden Ball an. Mit feiner Technik wurde der Ball verarbeitet, mit einem ehrfürchtigen Blick zur heimischen Auswechselbank zitierte er seinen Mitspieler lasziv rufend Russel Crowe aus dem Film „Gladiator“: „Ich werde die Menge heute so für mich begeistern, wie es noch nie jemand zuvor getan hat!“ Er ließ die Worte kurz wirken und verwaltete den Ball ins lange Eck. 1:0 (57.).
Die Stimmung der ca. 20 bis 60 anwesenden Fans und Zuschauer war am Siedepunkt. Kelberg musste nun kommen und das Spiel wurde etwas ruppiger. Mehr als eine kleine, emotional bedingte Rudelbildung war jedoch nicht die Folge. Einzelne Standards Kelbergs in gefährlicher Position verfehlten ihr Ziel. Unser souveräner Nachwuchstorwart Elias musste in der zweiten Hälft, alles in allem, nur eine Großchance vereiteln, als er traumhaft sicher im 1 gegen 1 den Durchbruch eines Kelberger Stürmers per Fuß zur Ecke klärte.
Kelberg drückte zwar immer mehr, jedoch hatten wir auch immer wieder Chancen das Ergebnis deutlicher zu gestalten. Großes Glück hatten wir jedoch in der Schlussminute, als eine Flanke aus dem Halbfeld genau in die Schnittstelle unserer Abwehr segelte, der Ball jedoch von einem Kelberger aus ein paar Metern Entfernung parallel zum Tor ins Aus gedrückt wurde.
Für das Highlight sorgte jedoch „Neuzugang“ Slavomir! Abwehrstratege Florian Papberg, welcher seit der F-Jugend, vermutlich nur grätschend und niemals technisch ausgebildet wurde, prägte das Wort des Lupfens denkwürdig, als er vor Jahren einen Ball demütig auf (!) der Außenlinie ins Aus „lupfte“ (!), um einen Gegenspieler auszudribbeln. Nach feiner Einzelleistung bot sich auch Slawomir kurz vor Schluss die Chance zum 2:0. In beeindruckender Manier setzte er sich bis, gerüchteweise, nur wenige Zentimeter vor das gegnerische Tor durch, alle Möglichkeiten standen ihm offen. Der Ausgang dieser Riesenchance erinnerte jedoch an das überraschende Ende des Reality-TV-Märchens „Die sensible Pummelfee und ihr aufregender Weg zur Berufsschule“. Mit einer Mischung aus Schieben und Heben, lupfte er den Ball letztlich aus kurzer Entfernung über das Tor. Alles in allem war er jedoch einer der Aktivposten, der eine enorme Verstärkung werden kann und ist.
Lobend zu erwähnen blieben noch Capitano Siggi Alberg und sein Zögling Philipp Schüller. Albergs kräftiger Körper unterband kämpferisch-bullig, grade in Hälfte zwei einige Konter. Was jedoch Philipp Schüller als 6er in der zweiten Halbzeit bot, gilt wohl, zu mindestens für eine Woche, als Maßstab moderner Balleroberung und erinnerte an den aufstrebenden Sebastian Kehl. Der gelernte Stürmer randalierte derart technisch-kämpferisch durchs Mittelfeld, als würde er beim 10 gegen 1 in der Mitte stehen und müsste 45 Minuten ein Leibchen tragen und Bälle erobern.
Fazit: Die insgesamt faire Partie, begleitet von ein paar spektakulären Grätschen, endete letztlich mit einem durchaus verdienten Arbeitssieg. Defensiv stand das Team gewohnt sicher und versuchte die taktischen Vorgaben konsequent umzusetzen. Offensiv fehlen noch einige Prozent, was aber nach der langen Winterpause völlig normal ist und in den nächsten Wochen wiederkommen sollte. Nach der zerrupften Vorbereitung belohnte sich die Mannschaft schnell mit drei Punkten und sorgte somit für frisches Selbstbewusstsein.
Nächster Gegner ist der Tabellenletzte aus Hillesheim. Hier erscheinen wir nun als klarer Favorit, insbesondere da Hillesheim mit 0:17 Toren aus den ersten beiden Spielen zum Auswärtsspiel empfängt. Aber auch hier zeigte uns das Hinspiel, trotz eines komfortablen Heimsiegs, dass das keine einfache Aufgabe wird. Gerade der erfahrene Kreisligaspieler wird sich noch zu gut an das letzte Jahr erinnern, als der sieglose Tabellenletzte aus Neroth in Mehren anreiste und mit einem 3:2 seinen ersten Saisonsieg feierte.
Ziel muss trotzdem ein Auswärtssieg sein und wieder freut sich die Mannschaft auf zahlreiche, emotionale Unterstützung in Hillesheim, um die teamlastige Mischung aus Talent und Erfahrung tabellenmäßig weiter nach vorne zu tragen. (Florian Papberg)
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