Schuss vor den Bug
Rengen. Bloß nicht wieder den Spätsommer verschlafen und frühzeitig den Anschluss an die vorderen Plätzte verlieren, lautet das Credo unserer Zweiten für die kommende Saison. Die Qualität, eine bessere Platzierung als in der abgelaufenen Spielzeit zu erreichen, hat man allemal. So ging es zum Start der Meisterschaft nach Rengen, wo Fandels Truppe von der Dritten der SG Neunkirchen empfangen wurde. Ein nicht zu unterschätzender Gegner, der bei den Ansprüchen, die man an sich selbst stellt, aber schlagbar sein sollte. Auf den kompletten Kader konnte man zum Auftakt nicht zurückgreifen und doch stand genügend Qualität auf dem Platz, um nach den beiden Pokalrunden auch mit Erfolg in die Meisterschaft zu starten.
Die Mannschaft legte gut los und zeigte sich entschlossen in den Zweikämpfen. Rund 20 Meter vor dem Tor erkämpfte sich Gabriel Michels in einem beherzten Duell mit seinem Gegenspieler den Ball, lief in Richtung Torauslinie, legte den Ball quer und Thomas Umbach netzte aus zwei Metern ein (6.). Die frühe Führung für unsere Truppe und ein Fingerzeig, wo die Reise an diesem Tage hingehen sollte? Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Statt Sicherheit zu gewinnen, den Ball und damit auch den Gegner einfach mal laufen zu lassen und Neunkirchen zu zeigen, wer an diesem Tag Herr im Hause ist, verlor man mit dem frühen Tor den Faden und fand ihn nicht mehr wieder. Hätte man mal besser, um hiermit das an diesem Tag über 90 Minuten vorhandene Loch im Mittelfeld zu stopfen, während die Dreierkette in der Defensive, mit der man in der ersten Hälfte agierte, auch nicht funktionierte.
Die Folge war ein ungeordnetes Spiel beider Mannschaften und viel Hektik auf dem Platz, die aus den Ballverlusten beider Teams resultierte. Mit der frühen Führung schien der Ofen aus und es fehlte die nötige Entschlossenheit, um die benötigten Kohlen nachzulegen. Neunkirchen zeigte sich in den darauffolgenden Minuten immer wieder gefährlich über die Außenbahnen, da das Zusammenspiel zwischen Dreierkette und äußeren Mittelfeldspielern nicht funktionierte. Doch dauerte es bis zur 18. Minute, ehe Nguyen den ersten Hochkaräter auf Seiten der Gastgeber auf dem Fuß hatte. Dieser dribbelte sich ohne Bedrängnis an vier Gegenspielern vorbei, drehte sich aus rund 10 Metern und verzog den Ball knapp. Doch keine Minute später zappelte das Leder im Netz. Stefan Daniels zog einfach mal aus der Distanz ab und überraschte Torhüter Elias Engels, der nicht mehr entscheidend abwehren konnte (19.). Sicherlich ein Ball, den er hätte halten müssen. Doch war es lediglich der Ausgleich und noch genügend Zeit, um wieder in Führung zu gehen.
Stattdessen konnte man beobachten, dass beide Teams über die Außen immer wieder Akzente setzten und unsere SG dabei sogar Oberwasser hatte. Doch war ebenso zu sehen, dass das Loch inmitten des Platzes immer größer wurde, Gegenspieler im Raum völlig freistanden und die Bindung zwischen Abwehr und Mittelfeld komplett fehlte. Unserer Truppe kam zugute, dass Neunkirchen diese Räume nicht zu nutzen wusste. Zwar zeigte man immer wieder ein paar gute, spielerische Ansätze nach vorne, doch beschränkten sich die Gastgeber meist auf das berühmte Langholz. Mit Recht! Dank der vorhandenen Unordnung in unserer Mannschaft kam es dadurch immer wieder zu gefährlichen Situationen. Doch fiel die Führung der Gastgeber dank einem weiteren sehenswerten Sonntagsschuss, abermals von Stefan Daniels. Wiederum kam dieser an den Ball und hatte alle Zeit der Welt sich das Leder zurechtzulegen, draufzuhalten und aus gut 30 Metern einzunetzen (37.). Damit nicht genug, wusste die Heimelf die Unordnung nun zu nutzen. Eine Flanke von rechts flog über Mann und Maus hinweg durch den Fünfer, doch stand der Hüne, Tobias Neumann, goldrichtig am langen Pfosten und köpfte ein (39.).
So ging es mit einem verdienten, aber auch durchweg selbst verschuldeten Rückstand in die Halbzeit. Zu Beginn der zweiten Hälfte stellte Trainer Fandel auf eine Viererkette um, was sich als gute Entscheidung herausstellte. Denn mit Wiederanpfiff war mehr Zug im Spiel und ein leichtes Aufbäumen erkennbar. Folglich erzwang man einen Handelfmeter, dem ein spärlich gesäter schöner Spielzug vorausging. Gabriel Michels trat an und fand im Keeper der Neunkirchener seinen Meister, da sein Schuss zu unplatziert war und von diesem pariert werden konnte (57.). Nein, an diesem Tag sollte nichts gelingen und auch der ansonsten gute Schiedsrichter Thomas Schmitz griff daneben, als er Maximilian Kutscheid der SG Neunkirchen für ein Foul mit gestreckten Beinen in den Gegenspieler nur den gelben Karton zeigte (59.). In der Folge bestimmte man zwar das Spiel, zeigte endlich einmal Wille und Kampf, doch Chancen sprangen dabei für unsere Männer nicht heraus. Neunkirchen verwaltete den Vorsprung und verließ so ohne weitere Highlights als Sieger den Platz.
Fazit: Ein gebrauchter Tag, an dem nichts zu funktionieren schien und eine frühe Führung, die keinerlei Sicherheit gab, führten zu einer verdienten Niederlage. Ein Salto Nullo, der zum hoffentlich richtigen Zeitpunkt kommt – nämlich ganz früh in der Saison und zeigt, dass es ohne Einsatz und Leidenschaft, also den Grundtugenden, nicht gehen wird. Denn diesen zeigte Neunkirchen über die komplette Spielzeit und so schlug man unsere SG mit einfachsten Mitteln. Nun hat man wieder zwei Wochen Zeit, um sich im Training die nötige Einstellung zum Spiel zu erarbeiten und um gegen Kirchweiler zu zeigen, dass man zurecht Ambitionen hegt einen der ersten drei Plätze zu ergattern – sofern man sich nicht weiterhin selbst im Weg steht. (Daniel Schmidt)
Trainer Markus Fandel zum Spiel: Es ist mir eigentlich unerklärlich, wie man als Mannschaft, als meine Mannschaft, so ein Punktspiel bestreiten kann. Wir haben über 80 Minuten das Spiel nicht angenommen und uns durch EINEN, und das betone ich, durch EINEN Spieler in der ersten Halbzeit komplett aus dem Spiel holen lassen. Da kann man drüber diskutieren, ob Vierer- oder Dreierkette, was absolut nichts mit unserem Spiel zu tun hatte. Das heutige Spiel hat deutlich gezeigt warum wir über einen vierten Platz in der Klasse nicht hinauskommen. Es ist erschreckend, mit wie wenig Fußball des Gegners wir uns aus dem Spiel holen lassen. Das ist heute kein Einzelfall gewesen. Solche Spiele hatten wir in der Vergangenheit leider oft. Solange es bei der Mannschaft (und bei den einzelnen Spielen) nicht im Kopf ankommt was zum Fussball dazugehört, wird man immer unter seinen Möglichkeiten bleiben.
Bezeichnenderweise gibt es auf dem Training oft Anmerkungen dazu, was den ein oder anderen in der vergangenen Zeit auf den Nerv geht. Es sollte sich aber spätestens jetzt jeder die Frage stellen was man möchte; sich nach dem Spiel hinstellen und Eigenkritik üben ist schön und gut. Nur absolut wertlos, wenn man nicht in der Lage ist diese Kritik umzusetzen und immer wiederkehrende Fehler abzustellen. Wir haben heute das bekommen, was wir die letzten zwei Wochen trainiert haben. Wir haben uns ausgeruht und in den Pokalerfolgen gesonnt. Was kann man sich nach so einem Pokalspiel kaufen, wenn man nicht in der Lage ist die vielen guten Dinge aus der Begegnung mitzunehmen? Ich lasse das hier mal unbeantwortet.
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