Chancenlos
Kelberg. Eine schwere Aufgabe stand unserer Zweiten auf dem immergrünen Kunstrasen in Kelberg bevor. Der ungeschlagene und souveräne Tabellenführer ging als klarer Favorit ins Spiel und ein kleiner Kader, inkl. angeschlagenen Spielern auf dem Platz, sollte die Sache für unsere Elf nicht einfacher machen.
Es war von Beginn an zu sehen, wer wöchentlich auf dem Geläuf trainiert und man muss einfach festhalten, dass man immer eine gewisse Zeit benötigt, um sich an den Untergrund zu gewöhnen. Die Gastgeber bestimmten die Partie von Beginn an, doch wirkliche Ideen hatte man nicht. Man versuchte es mit Geduld, ließ den Ball laufen, das jedoch zu ungenau. Profitieren konnte man unsererseits jedoch nicht – im Gegenteil. Kam man in der Anfangsviertelstunde noch recht gut in die Zweikämpfe und sicherte so ein ums andere Mal den Ball, bevor es hätte brenzlig werden können, präsentierte man sich auf dem Weg nach vorne ungenau und behäbig. Viele Fehlpässe waren die Folge, Geduld ein Fremdwort. Es hätte Ruhe im Spiel gebraucht, um den Ball laufen zu lassen und ein wirkliches Aufbauspiel aufzuziehen. Doch so schnell der Ball am eigenen Fuß war, hatte Kelberg ihn sich wieder geschnappt. Entlastung gab es daher zusehends weniger, was die Heimelf zur ersten guten Chance zu nutzen wusste. Ein Abpraller, der nicht mehr geklärt werden konnte, landete im 16er und der angeschnittene Schuss konnte von Elias Engels pariert werden (13.).
Leider muss man festhalten, dass nach dieser Chance das Spiel aus Einbahnstraßenfußball bestand. Kelberg versuchte es wieder und wieder mit langen Bällen über die Abwehr, die viel zu oft die Außenspieler fanden und so für Gefahr sorgten. Stand man dann tief genug, fehlte die Bindung zum Mittelfeld und Kelberg überlief unsere Männer ein ums andere Mal. Die Folge war das 1:0, nachdem eine Flanke von halblinks durch die Abwehr rechts in den Strafraum flog, Alexander Geit im Kelberger Dress den Ball aufnahm und aus fünf Metern locker einnetzte (20.).
Ein Hallo-Wach-Effekt war von unseren Mannen danach leider nicht zu sehen. Kurz darauf klingelte es wieder. Aus halblinker Position hatte ein Kelberger Spieler alle Zeit der Welt, da er nicht angegriffen wurde, hob den Kopf und suchte Geit, dem der Ball zugepasst wurde, sich viel zu einfach um seinen Gegenspieler drehte und aus rund sieben Meter einlochte (23.). Nach einem klaren Foulspiel im Strafraum kam kurze Zeit später das dritte Tor hinzu, als Schneider den fälligen Elfmeter im rechten Winkel unterbrachte (28.).
Wer sich nun schon auf ein Scheibenschießen und Schützenfest eingestellt hatte, der wurde eines Besseren belehrt. Von nun an verwaltete Kelberg den Vorsprung lediglich und ließ unserer Elf an sich genügend Raum, um hier mal ein geordnetes Spiel auf die Beine zu stellen. Doch sollte gerade das die bitterste Erkenntnis sein; Kelberg musste nicht mehr machen und sparte die Kräfte, kam niemals in Bedrängnis und man muss schon mit der Nadel im Heuhaufen suchen, möchte man unserer Truppe eine Torchance über 90 Minuten zusprechen – es gab leider keine. Das Bemühen auf dem Weg nach vorne konnte man unserer Elf nicht absprechen, doch war der Ofen aus, bevor das Feuer lodern konnte.
Bis zur Halbzeit kam Kelberg noch zu einer guten Chance, als man durch den Strafraum spazieren durfte, doch der Schuss aus zehn Metern am Tor vorbeiflog. Was die zweite Hälfte betrifft, kann man über diese getrost den Mantel des Schweigens hüllen. Kelberg tat nichts mehr für das Spiel und unsere Mannschaft konnte an diesem Tage nichts dazu beitragen, dass es besser wurde. Man stand hinten meist sicher, doch gab es auch kein Bemühen der Gastgeber noch ein Tor zu schießen. Zu einer Offensivaktion kam Fandels Elf kurz vor Ende, als man einen Eckball in den Fünfer brachte, dieser jedoch geklärt wurde. Die beste „Chance“ im Spiel – bezeichnend.
Fazit: Was fehlte, war der Glaube an sich selbst und damit die Körperspannung, der Biss und der letzte Schritt, um es mit Kelberg aufnehmen zu können. Die Heimelf zeigte keine übermächtige Leistung und brannte kein spielerisches Meisterstück ab. In der momentanen Verfassung, auch personell, konnte man mit dem jungen Kader der Gastgeber nicht mithalten. Doch hätte man sich als Zuschauer gewünscht, hier wenigstens eine zweikampfstarke Truppe zu sehen, die an sich glaubt und dem Gegner Paroli bietet. Ein Spiel sollte nicht in Unfairness ausarten, in die Zweikämpfe darf man jedoch gehen. Fußball ist nun mal ein körperbetonter Sport und Geleitschutz fehl am Platze. So bietet dieses Spiel lediglich die Erkenntnis, dass man statt mit einer kampfbetonten Klatsche, eher mit einer gewissen Demütigung des Gegners nach Hause fahren musste. Ein Spiel, bei dem man in der Halbzeit getrost hätte abpfeifen können, weil es keinerlei Unterhaltungswert mehr bot, habe ich persönlich auch noch nicht erlebt. Vom Gastgeber kann man ausgehen, dass diese die Saison als Meister beenden werden. Wer mit halber Kraft gewinnt, der muss schon einen starken Einbruch nach der Winterpause erleben, um das noch aus der Hand zu geben.
Eine unschöne Geste zeigte ein Kelberger Spieler jedoch nach der Partie auf der Plattform Facebook, als man sich mit einer schlecht gemachten Grafik noch verhöhnen lassen musste. Man sollte diesem Umstand keine zu große Bedeutung beimessen, da so etwas nicht sinnbildlich für eine Mannschaft bzw. einen Verein ist. Doch gibt es ja noch ein Rückspiel, an dem man sich noch einmal wiedersieht. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. (Daniel Schmidt)
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