Die Krönung der Saison
Mehren. Meister – aller Widrigkeiten zum Trotz. Eine Saison voller Höhen und Tiefen ging mit dem Erfolg am Gipfel zu Ende. Verdient, da man nun mal mehr Punkte als die Gegner sammeln konnte. Die drei Punkte am grünen Tisch standen der Mannschaft schließlich zu und auch der ärgste Verfolger aus Roth-Kalenborn bekam hier Zähler zugesprochen. Glück war natürlich dabei, welches man sich in der Vorrunde erarbeitete, weil immer an den Sieg geglaubt wurde. In der Rückrunde ein anderes Bild der gleichen Mannschaft. Man schien gelähmt, spielte oft eine Klasse schlechter und rettete sich gerade so über die Ziellinie. Nun folgte jedoch das Bonbon, die Kreismeisterschaft. Die Chance zu zeigen, dass man zurecht dort oben steht. Drei Meister, zwei Kandidaten, da Ernzen nicht antreten konnte/wollte. Dass der Mannschaft mit Daleiden III ein schöner Brocken vorgesetzt wurde, sollte eigentlich Anspruch genug sein sich beweisen zu wollen, zumal man auf heimischem Rasen antreten konnte und hier die gesamte Saison kein Punktspiel verlor. Nicht mit komplettem Kader, aber doch mit gestandenen Spielern, trat man zum Spiel an.
In der Anfangsviertelstunde gestalteten beide Mannschaften das Spiel ausgeglichen. Ein langes Abtasten könnte man es nennen oder auch Sommerfußball der ganz gemütlichen Sorte. Die Gäste waren es schließlich, die die Initiative übernahmen und man muss dabei festhalten, dass diese unsere Elf wenigstens zu Beginn mitspielen ließen. In der Folge entwickelte sich ein Spiel, welches nur eine Richtung kannte – die auf den Kasten von Patrick Weinand, der Elias Engels im Tor vertrat. Doch Großchancen spielte sich auch die Gäste nicht heraus, ehe unsere Truppe damit begann Geschenke zu verteilen. Ein Missverständnis zwischen Papberg und Weinand sorgte für den ersten Aufreger, die sich nicht einig wurden, wer nun den Ball klären soll und Gästestürmer Borges scheiterte knapp an unserem Keeper. Das schien der Hallo-Wach-Effekt für den D2-Meister zu sein und so nutzte man die nächste Unordnung eiskalt aus. Ein klassischer Stellungsfehler in der Defensive zwischen Innen- und Außenverteidiger, Jakobi kam an den Ball, Papberg eilte zu spät herbei und so zappelte das Leder im Netz (30‘).
Eine Trinkpause nutzte Coach Fandel für eine Ansprache und stellte zurecht die Frage, ob der bisherige Auftritt ernst gemeint war. Man musste den Eindruck gewinnen, dass die Anspannung von Minute zu Minute mehr flöten ging. Zweikämpfe, die nicht geführt wurden, eine Raumaufteilung zwischen den Mannschaftsteilen, die zum Haare raufen war und Spieler, die ihre Positionen nicht hielten. Je länger das Spiel dauerte, umso weniger funktionierte bei unserer Mannschaft. Doch ausnutzen konnte Daleiden diesen Auftritt nicht so wirklich. Nur einmal, als Papberg kurz vor der Halbzeit in höchster Not rettete, legten die Gäste offen, mit welch einfachen Mitteln man die Mannschaft in Schwierigkeiten brachte. Ein Pass in die Schnittstelle und es brannte lichterloh.
Wer in der zweiten Halbzeit auf Besserung hoffte, der sah sich getäuscht und enttäuscht. Bezirksliga-Kapitän Julian Propson, der nach langer Verletzungspause die Dritte verstärkte, ließ sich das Geschenk zum 2:0 nicht nehmen. Ecke, Kopfball, Tor. So einfach kann Fußball sein. Drei Mann um ihn herum staunten Bauklötze, als dieser zum Kopfball ansetzte und einnickte (49‘).
Dass es noch einmal spannend wurde, war Thomas Dimmig zu verdanken, der erst freistehend scheiterte (51‘), eher er nach einer abgefälschten Flanke wiederum zum Schuss kam und an Mann und Maus vorbei links unten einnetzte (55‘). Das Spiel war somit wieder offen, mehr als eine halbe Stunde Zeit und damit genug Gelegenheit, um nun eine Schippe draufzulegen. Was jedoch folgte war der totale Einbruch. Daleiden zog die Zügel noch einmal an, während unsere Elf vom Pferd fiel. Gästespieler Cales setzte rund 30 Meter vorm Tor zum Sprint mit Ball an, niemand sah sich dazu befähigt einen Zweikampf zu führen und halb Pike, halb Vollspann netzte dieser trocken ins Eck ein (66‘).
Der Drops war damit gelutscht, die Mannschaft wirkte müde und nicht mehr willens hier noch einmal alles reinzuwerfen. Statt den Stiefel seriös runterzuspielen, rannte man jedoch blindlings ins Verderben. Das Mittelfeld schien nun völlig entblößt, die Bindung der Mannschafsteile ging komplett verloren und so nutzte Ghulamsaid mit einem Sprint über rechts seine Chance und schoss den Ball ins lange Eck zum 1:4 (72‘). Slapstick pur in der 80., als alle auf Abseits spekulierten, doch der Schiri weiterspielen ließ, niemand Gegenspieler und Ball hinterherlief und Jacobi locker zum 1:5 einlochte. Unsere Elf stellte das Spielen komplett ein und bewegte sich in Zeitlupe über den Platz. Das nutzte Karen unbedrängt zum halben Dutzend (86‘) und wiederum Borges, nach Ballverlust, zum Endstand von 1:7 (87‘).
Fazit: Sieben Gegentore im Spiel um die Kreismeisterschaft – da erübrigt sich jedes weitere Wort. Unsere Elf ließ alles vermissen, was in so einem Spiel notwendig war und man darf sich auch nicht von ausgeglichenen 15 Minuten täuschen lassen. Daleiden schien nicht einmal 100 Prozent auf den Platz bringen zu müssen, um unsere Mannschaft vor unlösbare Probleme zu stellen. Für mich als Verfasser der Spielberichte, der fast jedes Spiel in der Saison gesehen hat, das Sahnehäubchen auf die schlechten Auftritte in der Rückrunde. Oft genug habe ich gehofft, gebangt, an die Ehre und Mentalität appelliert. Bei diesem Auftritt muss man jedoch mal die Finger in die Wunden legen und sagen – das war nichts, einem Meister nicht würdig. Glückwunsch an die Truppe aus Daleiden, die sich, auch in der Höhe verdient, den Kreismeister 2018/2019 auf die Fahne schreiben darf.
Ob es in der heutigen Zeit überhaupt noch Sinn macht die Kreismeisterschaft auszutragen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Die Motivation Kreismeister zu werden, scheint nicht besonders groß zu sein, schaut man sich den Verzicht von Ernzen oder Kelberg an. Ob der Verband daran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Nicht anzutreten ist jedoch moralisch fragwürdig und zeugt von schlechtem Stil, da man so den zahlenden Mitgliedern seines Vereins vor das Schienbein tritt, wenn man lieber eine Geldstrafe zahlt. (Daniel Schmidt)
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